Biografie

Als zweite von zwei Töchtern wurde ich 1966 in Düsseldorf geboren; meine Mutter war Opernsängerin und mein Vater Dirigent und Pianist und ich bin – meinen amerikanisch-jüdischen Ahnen folgend – in dritter Generation Berufsmusikerin und Lehrerin geworden. Meine frühesten und schönsten Kindheitserinnerungen enthalten Szenen von Kammermusik: sobald ich die ersten Pizzicati spielen konnte, arrangierte mein Vater Trios aus der Wiener Klassik, der Romantik und dem Jazz (er war Schüler Arnold Schoenbergs gewesen, in Hollywood aufgewachsen und in vielen Stilrichtungen zu Hause) für meine Schwester und mich. Er war konsequent, was das tägliche Üben anging und inspirierend bei der Ausgestaltung dieser Zeit.

In dem Vorort Hamburgs, Bergedorf, in dem ich aufwuchs, gehörte die Hausmusik zum normalen Leben, so dass ich mich mit meiner Liebe zur Musik niemals als Außenseiterin fühlen musste. Auch die Sommerferien waren mit non-stop Musik erfüllt, da meine Eltern an der Fakultät der Music Academy of the West in Santa Barbara lehrten, und brachten mich in die unmittelbare Nähe vieler Musiker von Weltrang, wie Gregor Piatigorski, Jerome Lowenthal und Zvi Zeitlin. Dies änderte sich auch dann nicht, als ich ab 1983 mit einem Resident Honors Stipendium in Los Angeles bei dem ungarischen Virtuosen und Casals-Schüler Gabor Rejto Cello Performance zu studieren begann, denn obwohl Los Angeles in mancher Hinsicht keine Metropole der klassischen Musik war, so war die Musikabteilung der University of Southern California erstklassig und schaffte eine intensive Atmosphäre künstlerischen Forschens und Lernens.

Während des Studiums, das ich mit der Auszeichnung „Summa cum Laude“ abschloss, gewann ich Preise für Kammermusik und spielte mit dem Ensemble des Schoenberg Instituts, Contemporary Music Ensemble unter Dirigent Leonard Stein und Komponist Donald Crockett drei Jahre lang, abschließend mit einem Konzert in der Berliner Philharmonie. Dieses lebendige, intensiv arbeitende Ensemble stand Pate für das Ensemble Companis, das ich später selbst gründen sollte.

1987 zog ich nach London, um mein Studium bei William Pleeth, OBE, zu vertiefen und erste Erfahrungen als Orchestermusikerin im Royal Philharmonic Orchestra zu sammeln. Als Solistin debütierte ich 1990 in der Wigmore Hall mit dem Pianisten Phillip Moll. Ich war Mitglied des Trio Kolischer mit Pianistin Carmen Alvarez und dem Geiger Masayuki Kino. In London lernte ich meinen Ehemann, Tilman Fürniss, kennen, und unsere zwei älteren Töchter wurden geboren. Auf der Suche nach einem schönen Ort, um eine Familie groß zu ziehen, folgte 1990 der Umzug nach Münster, wo ich das Glück hatte, eine Stelle im städtischen Sinfonieorchester als Vorspielerin der Violoncelli antreten zu dürfen, die ich bis 2014 innehatte.

Im Sinfonieorchester der Stadt Münster hatte ich in GMD Will Humburg einen Chefdirigenten, der die Kammermusik förderte und mit dem ich viele interessante Projekte realisieren konnte. Die Gründung des Ensemble Compania, das bis heute auftritt, einen Kompositionswettbewerb, unzählige Konzerte mit Komponistenworkshops, innovative Einsätze vom Cello in Operninszenierungen: es war eine Zeit fruchtbarer Kreativität. Aus der Amerikanerin wurde also 1990 eine Münsteranerin; die Einbürgerung folgte zehn Jahre später. Bis heute lebe ich sehr dankbar und gerne in Münster.

1993 begann meine Laufbahn als Dozentin für Hauptfach Cello an der Musikhochschule Münster, an der ich Nachwuchskünstlerinnen und -künstler ausbilde, die in Deutschland und darüber hinaus als Pädagoginnen und Orchestermusiker, als Kammermusiker und Schulmusiker arbeiten.

An der Musikhochschule betreue ich außer meiner Celloklasse viele Projekte zur Entwicklung der Hochschule, wobei mir oft meine reichen Erfahrungen im Ausland Modell standen. 1998/99 verbrachte ich ein Sabbatjahr in Schottland, wo ich die Spezial-Musikgymnasien Großbritanniens wie die Menuhin School und die City of Edinburgh Music School studieren durfte.

Ich instigierte und leite heute zusammen mit drei Kolleginnen und Kollegen an der Westfälischen Schule für Musik und der Musikhochschule Münster die „Jugendakademie“, ein Begabungsförderprogramm für Kinder und Jugendliche in Münster und Umgebung, das auf den britischen Modellen basiert und das an die Bedingungen von den Familien im Münsterland und unser Schulsystem angepasst ist. Die Zeit als Studiendekanin der Musikhochschule erlaubte mir einen Einblick in die Möglichkeiten und Herausforderungen dessen, was musikalische Bildung heute bedeutet, werden und bedeuten kann.

Mithilfe dieser Erfahrung konnte ich das Projekt mensch.musik, das die Hochschule nach der initialen Anleitung von Prof. Asmus Hintz für ihre Neuausrichtung ab 2012 durchführt, geleitet. Ein Thema, das mich seit Jahren besonders fasziniert, weil es Künstler nachweislich in erheblichem Maße in ihrer Arbeit unterstützt, ist die Psychologie für Leistungssportler (aus der Sportpsychologie und der Sportwissenschaft), aus der die Musikpsychologie für Performer der Musik entstanden ist.

Ich bin verantwortlich für das praxisbetonte Studienfachdesign der Applied Music Psychology sowie deren Implementierung, damit die Studierenden (und meine Schülerinnen und Schüler genauso) auf der Bühne, im Konzert, im Wettbewerb und im Probespiel so spielen, wie sie spielen können und keine Sorge haben müssen, dass ihre „Nerven“ ihr Spiel beeinträchtigen. Als Lehrerin bereite ich junge Cellistinen und Cellisten intensiv auf Studium und Wettbewerbe vor und bereite junge Musiker mit abgeschlossenem Studium für den Eintritt ins Berufsleben als Orchestermusiker oder Lehrende auf Probespiele und Lehrproben vor.

Besonders gern arbeit ich mit erwachsenen Semiprofessionellen, Amateuren und Kammermusikensembles. Da ich auch gerne für Konzerte moderiere habe ich für die KinderUni Münster einen Vortrag über den Sinn der Musik gehalten. Meine Konzerttätigkeit habe ich im Sinne meiner familiären Verbindlichkeiten lieber im Münsterland durchgeführt, aber gelegentlich führt sie, häufig mit Pianisten Prof. Peter von Wienhardt, in die ganze Welt. Ich spiele ein Cello der Fratelli Fiori von 1812 und einen Bogen von Nicolas Maire. Ich bin verheiratet und habe fünf zum Teil bereits erwachsene Kinder.